Warum denn nicht?
Teil 2: “Nein” zum Schutz
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#Checkfragen sind eng verwandt mit den #Elternmantras: Es sind Fragen, die wir uns in gewissen Lebenssituationen routinemäßig stellen können und die uns helfen können, einen Schritt zurück zu machen, die Situation aus einer anderen Perspektive zu analysieren, unsere Handlungen entsprechend dem Ergebnis anzupassen und damit unnötige Missverständnisse und Dramen zu vermeiden. Das bezieht sich nicht nur auf Elternangelegenheiten und klingt jetzt erstmal komplizierter, als es ist. Ich habe mittlerweile ein großes Repertoire an solchen Fragen – für Eltern- und andere Angelegenheiten, die mir das Leben erleichtern.
Letzte Woche habe ich euch die #Checkfrage “Warum denn nicht?” vorgestellt, die ich versuche mir vor jedem “Nein” zu stellen, das ich meinen Kindern gegenüber ausspreche. Heute und nächste Woche schauen wir uns eine kleine Nein-Typologie an: Welche Gründe stecken dahinter, dass wir auf die Ansinnen und Impulse unserer Kinder so oft erst einmal mit einem “Nein!” reagieren (wollen)?
Letztes Mal haben wir uns ja ausführlich damit auseinandergesetzt, warum es sinnvoll ist, die Häufigkeit, mit der wir das Wort “Nein” aussprechen, drastisch zu reduzieren. Kennt ihr diesen alten Witzen, wonach die meisten Hunde und Kleinkinder wohl glauben, ihr Vorname wäre “Nein!” und der zweite Name “Lass das!”, weil das das die beiden Lautäußerungen sind, die sie am häufigsten in Verbindung mit ihrer Person zu hören bekommen? Naja, bekanntlich steckt in jedem blöden Witz ein Körnchen Wahrheit…
Jedenfalls wollen wir uns heute und nächste Woche mit der Frage auseinandersetzen, was eigentlich dahinter steckt, dass uns das Nein so oft zumindest auf der Zunge liegt. Dazu habe ich eine kleine (keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit erheben zu wollen sich erdreistende) Nein-Typologie zusammengestellt, die uns helfen kann, unseren Impuls, “Nein” zu sagen, erst einmal einzuordnen. Der wohl häufigste Grund, warum wir “Nein” sagen, ist, weil wir damit jemanden oder etwas schützen wollen. Deshalb wollen wir uns heute einmal nur mit den unterschiedlichen Varianten von “Nein zum Schutz” beschäftigen – und uns auch anschauen, ob wir in unserem elterlichen Schutzbedürfnis nicht auch das eine oder andere Mal übers Ziel hinausschießen…
“Nein”, um das Kind zu schützen
Es ist wohl das Nein, das intuitiv die größte Berechtigung hat: Wir sagen “Nein!”, wenn unser Baby mit der stromführenden Steckdose spielen möchte. Wir sagen “Nein!“, wenn unser Kleinkind nach dem großen, scharfen Fleischmesser greift. Wir sagen “Nein!”, wenn unsere Dreizehnjährige mit ihrem 21-jährigen Freund auf ein Rave gehen möchte.
Wir sagen “Nein“, weil wir um die Sicherheit und das Wohlergehen unserer Kinder besorgt sind. Wir müssen “Nein” sagen, auch wenn wir uns damit unbeliebt machen und das Kind sich in seiner Freiheit eingeschränkt fühlt, weil wir eine reale Gefahr absehen können, die unsere Kinder aus ihrer aktuellen Perspektive noch nicht sehen können. Wir können unser Kind durch seine Enttäuschung begleiten und/oder Alternativen anbieten (ein Brettchen, das ebenso kleine Löcher hat wie die Steckdose, ein harmloses Stück Seil anstelle des Stromkabels, ein kleineres Messer,…), aber wir bleiben bei unserem “Nein“.
Wir können aber auch dieses “Nein zum Schutz des Kindes” noch einmal hinterfragen: Was genau ist die Gefahr, die ich gerade sehe? Wie realistisch ist es, dass sie wirklich eintritt? Ist es möglicherweise vertretbar, dieses Risiko einzugehen, weil zum Beispiel der positive Aspekt der Selbstwirksamkeitserfahrung schwerer wiegt als die vergleichsweise geringe Wahrscheinlichkeit, eine kleinere Blessur davon zu tragen? Wir können und sollten unsere Kinder nicht in Watte packen und vor jedem kleinen Aua beschützen, denn dadurch nehmen wir ihnen auch so viele Erfahrungen und Entwicklungspotentiale!
Ein schönes Beispiel dafür ist das Klettern auf Klettergerüsten, Bäumen, Felsen,… Viele Eltern leiden sehr darunter, dass sie ihren Kindern nicht guten Gewissens erlauben können irgendwo hinaufzuklettern, weil sich allein bei der Vorstellung in ihrem Kopf sofort Filme von Worst-Case-Szenarien abspielen – sie sehen ihre Kinder bereits mit zertrümmertem Schädel oder gebrochenem Genick am Fuß des Felsens oder unter dem so harmlos erscheinenden Klettergerüst liegen – und solche Bilder sind schwer zu ignorieren. Es erschiene ihnen einfach zu fahrlässig, dieses Risiko einzugehen und daher verbieten sie ihnen das Klettern – zu ihrem Schutz.
Bleiben sie aber konsequent bei “Ich lasse dich nicht klettern, um dich zu schützen“, riskieren sie damit hauptsächlich zwei Dinge: Erstens, das Kind dieser Erfahrungen zu berauben, die aber für seine persönliche, motorische, kognitive, emotionale Entwicklung wichtig wären. Zweitens wird ein gesundes Kind dennoch einen gewissen Bewegungs- und Explorationsdrang haben, zu dem eben auch das Bestreben gehört, irgendwo hinaufzuklettern. Wenn es aber nie die Möglichkeit bekommen hat, sich in der dritten Dimension zu erproben, kann es sein, dass es sich, wenn es in einem unbemerkten Moment dann doch die Chance ergreift, tatsächlich gröber verletzt.
Wir bewegen uns hier im hochkomplexen Feld der Risikoabwägung – mir wird immer leicht schwindelig, wenn ich über so etwas nachdenke und jeweils alle beteiligten Faktoren mit einzubeziehen versuche… Herunterbrechen lässt es sich vielleicht auf die Formel: “Was nehme ich meinem Kind, wenn ich ‘Nein’ sage? Und was wird realistisch passieren, wenn ich ‘Ja’ sage?” – Horrorfilmreife Worst-Case-Szenarien gelten hier nicht, weil sie sich für ausnahmslos alle Situationen konstruieren lassen! (Warum muss ich nur gerade an “Final Destination” denken?)
Aber das “Nein” zum Schutz des Kindes muss sich nicht immer um den Schutz der körperlichen Unversehrtheit drehen. Oft haben Eltern auch den – verständlichen – Impuls, ihre Kinder zum Beispiel vor verletzendem Verhalten ihrer Peers zu schützen. Die Vorstellung, das eigene Kind könnte ein Außenseiter, ein Mobbing-Opfer, das Ziel böswilliger Hänseleien werden, sitzt in vielen Eltern tief und treibt zuweilen seltsame Blüten. Ich habe mich einmal mit einer Mutter unterhalten, deren Kind zu diesem Zeitpunkt noch keine zwei Jahre alt war. Der Kindergarteneinstieg stand bevor, und sie wollte von mir allen Ernstes Wissen, welche Disney-Merchandising-Produkte denn zur Zeit bei den Kleinen besonders angesagt wären – sie wolle ihr Kind vorsorglich mit Gewand, Spielzeug und Co mit den richtigen Motiven ausstatten und die richtigen Serien mit ihm schauen, damit es dann dazu gehöre, leichter Anschluss fände und nicht ausgeschlossen würde… Ich habe sie nicht gefragt, ob sie denn als Kind entsprechende Erfahrungen machen musste…
Nun könnte man sagen, es gilt Schlimmeres, als von den überambitionierten Eltern mit der richtigen Disney-Grundausstattung versorgt zu werden… Doch was ist der Subtext dahinter, der bereits beim Zweijährigen in irgendeiner Form ankommt? “Du musst dazu gehören! Du darfst nicht aus der Reihe tanzen!” Und das kann ein sehr problematischer Subtext sein für Persönlichkeiten, die eben anders sind als die breite Masse. Aber statt ihr Anderssein feiern und annehmen zu dürfen, glauben sie, sie müssten es verstecken und sich dafür schämen. Anstatt der nährenden Gewissheit, dass sie geliebt und angenommen sind, genau so, wie sie sind – die ihnen auch den Rücken dafür stärken würde, etwaige Hänseleien halbwegs unbeschadet zu überstehen -, wird ihnen vermittelt, dass sie sich verbiegen müssen, um in die Schablone zu passen.
Wenn wir also das nächste Mal unseren Söhnen verbieten wollen, einen Glitzerrock aus der Verkleidkiste anzuziehen oder unsere Töchter daran hindern wollen, durch den Gatsch zu kriechen und Regenwurmrettung zu spielen, weil wir sie davor schützen wollen, von ihren Kamerad*innen ausgelacht zu werden, dann fragen wir uns, ob wir ihnen wirklich etwas Gutes tun, indem wir sie in ihrer Individualität und deren Ausdruck so radikal einschränken und ihnen damit vermitteln, dass sie so, wie sie sind und sein wollen, nicht richtig sind…
“Nein”, um andere zu schützen
Aber nicht immer ist es unser eigenes Kind, das wir schützen zu müssen glauben. Sobald mehrere Kinder aufeinander treffen, sind meist die dazugehörigen Erwachsenen nicht weit, die meinen, sie müssten zwischen den Kindern vermitteln, Konflikte auflösen oder am besten präventiv verhindern, und als Schiedsrichter darüber entscheiden, wer im Recht und wer im Unrecht ist, wer angefangen oder wer wen stärker gezwickt hat.
Die meisten von uns haben, wenn wir mit unserem Kind zum Beispiel auf den Spielplatz gehen, die Vorstellung, dass die Kinder dort friedlich-freundlich miteinander spielen und ihre Social Skills entwickeln können. Wenn unser Kind Ansätze dazu zeigt, ein Verhalten an den Tag zu legen, das diesem Bild widerspricht, schreiten wir ein und sagen “Nein!”: “Nein, du darfst dem Kind nicht die Schaufel wegnehmen!“, “Nein, du darfst nicht mit Sand werfen!“, “Nein, dieses Spielzeug gehört diesem Kind, das darfst du nicht nehmen!“, “Nein, du darfst dich bei der Rutsche nicht vordrängen!” – So viele explizite und implizite Regeln gibt es zu beachten in diesem Raum, den wir eigentlich so wahrnehmen, dass wir mit unseren Kindern dort hingehen, damit sie frei sein, sich austoben und ausleben können. Ist das nicht ein bisschen ein Widerspruch?
Und ist es nicht verrückt, dass wir oft schon an unsere Kleinkinder de facto die Erwartung stellen, dass sie dieses ganze umfangreiche und komplexe Regelwerk bereits voll internalisiert haben und umzusetzen im Stande sind? Und: Wie viel Platz für echtes soziales Lernen durch unmittelbare, unverfälschte Interaktion bleibt denn eigentlich noch, wenn wir uns ständig einmischen mit unseren Regeln und Geboten und Verhaltensvorschreibungen? (Ich sag nur “Jetzt entschuldigst du dich aber!” – Wie soll eine derart eingeforderte Entschuldigung jemals von Herzen kommen? Und wie soll ein Mensch, für den Entschuldigen eine lästige, unangenehme Pflicht ist, die mit viel Druck und Scham verbunden ist, jemals lernen, sich wirklich von Herzen zu entschuldigen?)
Ich habe mit meiner großen Tochter eine Zeit lang einen PEKiP-Kurs besucht, so rund um ihren ersten Geburtstag. Eine der Lektionen, die mich in diesem Kurs am meisten verblüfft haben, war die Regel, dass wir Eltern uns nicht einmischen sollten, wenn zwei Kinder im Rahmen des freien Spiels in einen Konflikt gerieten. Wir waren in achtsamer Präsenz bei der Sache, wir standen natürlich als sicherer Hafen zur Verfügung, wenn unser Kind bei uns Trost suchte, aber in die Interaktion zwischen den Kindern mischten wir uns so wenig wie möglich ein. Und selbst in dieser Gruppe doch noch sehr kleiner Kinder funktionierte das bemerkenswert gut und dabei war es keineswegs so, dass sich einfach immer das stärkere Kind durch Einsatz seiner Körperkraft durchsetzte…
Nun ist das Leben keine PEKiP-Gruppe und wir können nicht erwarten, dass wir von nun an die Kinder immer alles untereinander lösen lassen können. Aber wenn ihr auch zu diesen harmoniesüchtigen Wesen gehört, die am liebsten jeden Konflikt verhindern wollen, noch bevor er entsteht und sowieso die Schwächeren immer vor den Stärkeren schützen und alles, was halt so dazugehört, dann seid ihr eingeladen, euch beim nächsten Spielplatzbesuch Folgendes in Erinnerung zu rufen: 1. Soziales Lernen passiert durch unmittelbare Interaktion, 2. Auch Konflikte zu durchleben gehört zum sozialen Lernen dazu, 3. Kinder lösen Situationen untereinander häufig ganz anders auf, als Erwachsene das tun würden – und sie wachsen an jeder Situation, die sie ohne unsere Hilfe lösen durften und 4. (ein bisschen off topic, aber ich möchte es nicht unerwähnt lassen) Jedes Verhalten sendet eine Botschaft (dazu gibt es auch einmal einen eigenen, langen Artikel) und wenn ein Kind sich am Spielplatz konsequent wider besseren Wissens asozial verhält, kann diese Botschaft schlicht und ergreifend sein “Ich bin mit dieser Situation überfordert! Hol mich da raus!“.
“Nein”, um mich selbst zu schützen
Manchmal steht hinter meinem Impuls, “Nein” zu sagen, aber auch das Bedürfnis, mich selbst zu schützen… Nachdem wir gerade so viel über körperliche Auseinandersetzungen zwischen Kindern geredet haben, fällt mir dazu natürlich eine Situation ein, die wohl fast alle Eltern kennen, die schon mal Kinder in der Autonomiephase hatten: Ja, wenn die von ihren Emotionen überwältigt sind, drücken sie sich auch ihren Eltern gegenüber mitunter sehr körperlich aus: Sie hauen, treten, beißen, kratzen,… Und wenn wir jetzt natürlich sagen “Ich möchte nicht zu viel ‘Nein’ sagen. Und er*sie meint es ja nicht böse, er*sie ist so außer sich, dass er*sie ja gerade gar nicht weiß, was er*sie tut. Ich lass ihn*sie mal und halte als menschlicher Boxsack her“, gehen wir auch wieder in eine Falle.
Ja, das stimmt alles, außer dem letzten Satz. Wir können unserem wütenden Kleinkind mit Liebe und Empathie begegnen, auch wenn es gerade nach uns tritt und schlägt, weil wir anerkennen, dass es gerade nicht klar denken kann und nur seinen überbordenden Emotionen Ausdruck verleiht. UND wir können gleichzeitig unsere eigenen Grenzen schützen und sagen “Bei aller Liebe, aber ich lass mir nicht wehtun!” und zum Beispiel einen Wutpolster zwischen uns und das tretende Füßchen halten. Denn, man kann es wirklich nicht oft genug betonen, unsere Kinder lernen am allerallermeisten an unserem Beispiel! Und wenn wir ihnen nicht vorleben, dass wir unsere Grenzen schützen, werden sie – zumindest von uns – auch nicht lernen, die ihren zu schützen!
Aber so klar ist es nicht immer. Wenn es um “Nein aus Selbstschutz” geht, haben wir es viel öfter mit schwammigen, unklaren Situationen mit vielen beteiligten Faktoren zu tun, in denen Bedürfnisse, Wünsche und Grenzen gegeneinander abgewogen werden müssen. Die Kernfrage ist dabei: “Ist das ein ‘Nein aus Selbstschutz’ oder ein ‘Nein aus Bequemlichkeit‘?” – Auf letzteres kommen wir nächste Woche noch genauer zu sprechen. Ich verwende in diesem Zusammenhang zur Verdeutlichung gerne die ziemlich selbsterklärenden Begriffe “Schmerzgrenze” und “Komfortgrenze”. Zwei Extreme zur Illustration:
Es gibt die Eltern, die sich in ihrem Bestreben, für ihre Kinder alles und noch mehr zu geben, selbst völlig außer Acht lassen. Daran leiden im Endeffekt nicht nur die Eltern sondern auch die Kinder. Der Default-Zustand dieser Eltern ist: “Ich bin bereit, meine Schmerzgrenzen zu überschreiten, um deine Komfortgrenzen zu wahren.” Das sind dann zum Beispiel die, die über Jahre hinweg mit massiven Verspannungen zu kämpfen haben, weil sie ihre Position, wenn sie ihr Baby oder Kind im Arm oder am Schoß haben, immer ausschließlich danach richten, was für das Kind am bequemsten ist – und auch in für sie haarsträubenden Positionen über Stunden tapfer verharren, nur um den Komfort ihres Kindes nicht eventuell durch einen Positionswechsel zu beeinträchtigen. (Liebe Grüße an dieser Stelle an meine Haus- und Hofmasseurin mit den magischen, heilenden Händen, die an mir mehr als genug zu tun hatten ;)) Diese Eltern müssen es lernen, MEHR aus Selbstschutz “Nein” zu sagen – oder zumindest “So nicht!“! (Ich zum Beispiel hab nicht nur meine Verspannungen mittlerweile ganz gut im Griff…)
Dann gibt es das andere Extrem: Jene Eltern, deren Bestreben es ist, sich von ihren Kindern so wenig wie möglich aus ihrer Bahn werfen zu lassen. Der Default-Zustand dieser Eltern ist “Um meine Komfortgrenzen zu wahren, bin ich bereit deine Schmerzgrenzen zu überschreiten.” Das sind dann zu Beispiel die, die sehr schnell mit dem “Nein” bei der Hand sind, sobald ihr Kind ein Ansinnen äußert, das sie von ihren Plänen oder Routinen abbringen oder in irgendeiner Weise zu Mehraufwand führen könnte. Diese Eltern haben die Aufgabe, den Unterschied zwischen “Nein aus Selbstschutz” und “Nein aus Bequemlichkeit” für sich genauer zu erforschen.
“Nein”, um Sachen zu schützen
Schließen wir zur Abwechslung mal mit einem etwas weniger komplexen Aspekt: Manchmal sagen wir auch “Nein“, wenn wir verhindern wollen, dass Dinge zu Schaden kommen. In diesem Zusammenhang möchte ich noch einmal darauf verweisen, was ich letzte Woche zum Thema Ja-Umgebung geschrieben habe: Viele Neins kann ich mir ersparen, indem ich entweder dafür sorge, dass Gegenstände, die nicht in Kinderhände gehören, gar nicht erst dorthin kommen – oder mir darüber klar werde, dass es beim einen oder anderen Gegenstand eigentlich eh nicht so schlimm ist, wenn er in Kinderhänden landet.
Je größer diese Kinderhände werden, desto mehr können wir ihnen übrigens auch zutrauen. Wenn wir also unserem Fünfjährigen mit einem entsetzten “Nein! Das ist kein Spielzeug!” Großmutters schöne Porzellanfigur entreißen wollen, dürfen wir ruhig einmal durchatmen und uns darauf beschränken, das Kind freundlich darüber zu informieren, dass das Ding zerbrechlich ist.
Übrigens: “Nein! Das ist kein Spielzeug!” ist sowieso einer dieser Sätze, von denen ich augenblicklich Hautausschlag bekomme! Also ob Kinder alles, was sie in die Hand nehmen, in der Annahme in die Hand nähmen, dass es sich um Spielzeug handle! Und als ob alles, was kein Spielzeug ist, in Kinderhänden aus Prinzip nichts verloren hätte! Also, wenn ich das Gefühl habe, ich müsste einen Gegenstand aus welchem Grund auch immer vor dem wie auch immer gearteten Einwirken meines Kindes schützen, dann serviere ich als Beilage zu meinem “Nein” bitte sehr auch eine schlüssige Erklärung mit, warum denn nicht…
Und damit schließen wir für heute – Schaut doch nächste Woche wieder vorbei, dann schauen wir uns in Teil 3 den Rest – oder zumindest die nächste Portion – meiner kleinen aber feinen (keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit erheben zu wollen sich erdreistenden) Nein-Typologie an!
***Herzlichen Dank für die Illustration an Orsolya Fodor (@tamatea16 auf Instagram)***
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