Warum denn nicht?
Teil 3: Kleine Nein-Typologie
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#Checkfragen sind eng verwandt mit den #Elternmantras: Es sind Fragen, die wir uns in gewissen Lebenssituationen routinemäßig stellen können und die uns helfen können, einen Schritt zurück zu machen, die Situation aus einer anderen Perspektive zu analysieren, unsere Handlungen entsprechend dem Ergebnis anzupassen und damit unnötige Missverständnisse und Dramen zu vermeiden. Das bezieht sich nicht nur auf Elternangelegenheiten und klingt jetzt erstmal komplizierter, als es ist. Ich habe mittlerweile ein großes Repertoire an solchen Fragen – für Eltern- und andere Angelegenheiten, die mir das Leben erleichtern.
Vorletzte Woche habe ich euch die #Checkfrage “Warum denn nicht?” vorgestellt, die ich versuche mir vor jedem “Nein” zu stellen, das ich meinen Kindern gegenüber ausspreche. Heute schauen wir uns den zweiten Teil meiner kleine Nein-Typologie an: Welche Gründe stecken dahinter, dass wir auf die Ansinnen und Impulse unserer Kinder so oft erst einmal mit einem “Nein!” reagieren (wollen)?
Letztes Mal haben wir uns mit dem ersten Teil meiner kleinen (keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit erheben zu wollen sich erdreistenden) Nein-Typologie auseinandergesetzt: Sehr oft sagen wir “Nein”, weil wir damit jemanden oder etwas schützen wollen. Die Frage ist, ob es dieses Schutzes wirklich immer bedarf, oder ob wir unserem Kind nicht etwas Besseres tun, wenn wir unser elterliches Schutzbedürfnis auch mal etwas zurückschrauben. Heute wollen wir andere Beweggründe beleuchten, die hinter unserer Neinitis stecken können:
“Nein” aus Bequemlichkeit
Ich habe es letzte Woche schon angesprochen: Es ist ein schwammiger, fließender Übergang zwischen dem “Nein aus Selbstschutz” und dem “Nein aus Bequemlichkeit“. Mit dem “Nein aus Selbstschutz” verteidige ich meine Schmerzgrenzen: Nein, du darfst nicht auf meinem Bauch Trampolin springen! – Nein, ich lese nicht mehr weiter vor, wenn mir bereits der Hals wehtut! – Nein, ich trage dich nicht den ganzen Heimweg, wenn ich ohnehin schon verspannte Schultern habe und du gerade so gut selber gehen kannst! – Nein, ich bleibe nicht bis Mitternacht wach, um dich in den Schlaf zu begleiten, wenn ich selbst um halb zehn bereits bettreif bin! – Nein, ich gehe nicht mit dir in den Vergnügungspark, weil ich weiß, dass mir Lärm und Hektik nicht gut tun! …
Mit dem “Nein aus Bequemlichkeit” jedoch verteidige ich meine Komfortgrenzen: Nein, ich lese dir nicht vor, weil ich meine Zeitung interessanter finde als dein Kinderbuch, das ich schon zehn Mal gelesen habe! – Nein, ich trage dich auch nicht ein paar Meter, weil ich mich nicht anstrengen möchte! – Nein, ich begleite dich nicht in den Schlaf, weil ich lieber fernsehen möchte! – Nein, ich gehe nicht mit dir auf den Spielplatz, weil ich Spielplätze total langweilig finde!
Die generelle Richtung ist klar: “Nein aus Selbstschutz” ist, wie schon letzte Woche angesprochen, eine extrem wichtige Grenze, die wir Eltern ziehen müssen – und wenn notwendig auch lernen müssen zu ziehen – erstens um unserer Selbstfürsorge willen, zweitens um unseren Kindern auch wirklich die guten Eltern sein zu können, die wir ihnen sein wollen, und drittens damit sie an unserem Beispiel lernen können für sich selbst einzustehen.
Bei der praktischen Umsetzung begegnen uns zwei Herausforderrungen. Erstens: Während die einen Eltern lernen müssen, die eigenen Grenzen besser zu schützen und sich das “Nein aus Selbstschutz” öfter zuzugestehen, müssen die anderen lernen, auch einmal ihre Komfortgrenzen zu überwinden, um ihrem Kind ein Bedürfnis oder einen Wunsch zu erfüllen. Der erste Schritt wäre hier, einmal herauszufinden, welcher Kategorie man selbst eigentlich angehört. Dazu beobachten wir uns einfach ein paar Tage selbst und zählen mit, wie oft wir aus Bequemlichkeit “Nein” sagen (wollen) – und wie oft wir NICHT “Nein” sagen und dadurch unsere eigenen Schmerzgrenzen überschreiten. Zweitens: Die Grenze zwischen Komfortgrenze und Schmerzgrenze bzw. zwischen Wunsch und Bedürfnis ist nicht immer eindeutig zu ziehen, höchst subjektiv und von außen oft schwer erkennbar…
Wenn also das nächste Mal euer Kind etwas von euch will, das “Nein” euch schon auf der Zunge liegt, ihr innehaltet und euch fragt “Warum denn nicht?”, und die Antwort ist “Nein, weil ich maaaaag nicht…!” oder so ähnlich, dann schlage ich vor, dass ihr euch auch folgende Fragen stellt:
– “Was ist mein Bedürfnis/ mein Wunsch/ meine Grenze, den/die ich mit diesem Nein schützen möchte?”,
– “Gibt es einen Weg, ‘Ja‘ zu sagen und dieses Bedürfnis/ diesen Wunsch/ diese Grenze trotzdem zu wahren?”
Um herauszufinden, ob es hier um ein Schmerzgrenze bzw. ein Bedürfnis oder um eine Komfortgrenze bzw. einen Wunsch handelt, fragen wir:
– “Verursacht ein ‘Ja’ bei mir Schmerz, Schaden, Leid oder kostet es mich Kraft, die ich im Moment eigentlich nicht habe?”
-“Verursacht ein ‘Nein’ bei meinem Kind Schmerz, Schaden, Leid oder kostet es mein Kind Kraft, die es im Moment eigentlich nicht hat?”
Das ultimative Highlight ist es natürlich, wenn wir es schaffen, einen Konsens zu finden, der unser beider Bedürfnislagen in Einklang bringt – auch wenn es nur um Komfortgrenzen geht. Gerade dann, wenn es bei keinem von uns um eine Schmerzgrenze geht – also die letzten beiden Fragen beide mit “Nein” beantwortet werden können – ist das eine wunderbare Gelegenheit, um sich in kooperativer Problemlösung und und gemeinsamer Konsensfindung zu üben.
In den meisten Fällen wird es aber eine Gewichtung geben: Eine der beiden letzten Fragen wird (eher) mit “Ja” und die andere (eher) mit “Nein” zu beantworten sein: Hier haben wir es auf der einen Seite mit einer Schmerzgrenze und auf der anderen mit einer Komfortgrenze zu tun. Sich dessen bewusst zu werden ist ebenso banal wie wirkungsvoll, denn in der Hektik des Alltags wird uns oft gar nicht bewusst, was wir unseren Kindern abverlangen. Der Merksatz lautet: Schmerzgrenze sticht Komfortgrenze. Das können wir auch unseren Kindern bereits in jungen Jahren gut kommunizieren. Wobei auch hier natürlich noch Raum für kreative Lösungen und Konsensfindung ist.
Trifft Schmerzgrenze auf Schmerzgrenze, können wir die Früchte unserer Übungen im Bereich Konsensfindung ernten, weil sie uns leichter von der Hand gehen wird, wenn die Prozesse bereits gut eingeübt sind. Auch wenn wir noch nicht so geübt sind, sollten wir uns hier vor Augen halten: Es ist kein Machtkampf! Es geht nicht darum, herauszufinden, wer der*die Stärkere ist und seine*ihre Interessen durchsetzen kann, sondern darum, gemeinsam eine Lösung zu finden, die es uns beiden erlaubt, unsere Grenzen so gut wie möglich zu wahren. Kommen wir auf gar keinen grünen Zweig, sollten wir als Eltern jedoch so verantwortungsbewusst sein, im Zweifel lieber einmal mehr unsere eigene Schmerzgrenze zu überschreiten als dasselbe von unseren Kindern zu verlangen…
“Nein” aus Gewohnheit
Eng verwandt mit dem “Nein aus Bequemlichkeit” ist das “Nein aus Gewohnheit”: Wir sagen “Nein”, weil wir dazu schon immer “Nein” gesagt haben – und übersehen dabei, dass unser Kind mittlerweile größer, älter, geschickter, umsichtiger, verantwortungsbewusster geworden ist (–> dazu mehr im nächsten Abschnitt “Nein aus mangelndem Zutrauen”). In diesen Bereich fällt zum Beispiel alles, was mit der schrittweisen Übertragung von Eigenverantwortung zu tun hat, wie alleine einkaufen oder in die Schule gehen, das selbstständige Verwenden von Werkzeug,….
Wir sagen “Nein”, weil wir das als Kind auch nicht durften – und übersehen dabei, dass es schon damals eigentlich keinen vernünftigen Grund für dieses “Nein” gab oder dieser Grund mittlerweile obsolet geworden ist. Vielleicht durfte ich als Kind beim Backen nicht in der Küche sein, damit ich mich nicht am heißen Ofen verbrenne – übersehe aber, dass mein modernes Backrohr eine Kindersicherung hat und von außen nicht heiß wird, weshalb ich mein Kind eigentlich getrost in die Küche lassen kann, während ich backe. Oder meine Eltern haben mir nie erlaubt, in der Küche zu helfen, weil sie fanden, dass Kinder mit ihren schmutzigen, ungeschickten Händchen in der Küche nichts zu suchen haben – das heißt aber nicht, dass ich auch meinen Kindern diesen Zugang verwehren muss.
Wir sagen “Nein”, weil das Ansinnen oder der Impuls unseres Kindes gesellschaftlichen Konventionen widerspricht oder sie herausfordert – und übersehen dabei, dass wir es im Ausdruck seiner Individualität, seiner Gefühle, seiner Persönlichkeit einschränken, nur damit es den gesellschaftlichen Erwartungen entspricht und ihm damit völlig unnötige Scham- und Schuldgefühle aufbürden. Wir erkennen dieses “Nein” gut daran, dass wir mit unserer Aufmerksamkeit mehr bei den anderen Leuten und dem, was die denken oder sagen könnten, sind als bei unserem eigenen Kind… Ein hilfreicher Ansatz, den ich einmal aufgeschnappt habe (es ging nicht um’s “Nein” sagen, sondern um den Umgang mit heftigen emotionalen Ausbrüchen, aber die zentrale Frage “Was sollen die Leute nur denken?”/ “Wie schaffe ich als Elternteil es, vor den anderen nicht schlecht dazustehen?” war dieselbe): “Die meisten Leute, die da im Supermarkt um mich herumstehen, sehe ich nie wieder – mein Kind aber steht mir so nah wie sonst niemand und ich muss ihm jeden Tag in die Augen schauen und meine Handlungen vor ihm verantworten. Warum also fühle ich mich dem, was die Leute über mich denken, mehr verpflichtet als dem, was meinem Kind gut tut?“
Wir sagen “Nein”, weil wir von unseren Eltern gelernt haben, dass das einfach die Standardantwort auf kindliche Ansinnen und Impulse ist – und übersehen dabei, dass diese autoritäre Grundhaltung mit dem von uns angestrebten Erziehungsstil eigentlich nicht zusammenpasst.
Das “Nein aus Gewohnheit” erkennen wir recht schnell, wenn wir uns unsere Checkfrage stellen: “Warum denn nicht?” – Dann kommen wir entweder gedanklich ins Stottern oder wir retten uns in Floskeln wie “Weil das schon immer so war“, “Weil ich das auch nicht durfte“, “Weil man das halt einfach nicht tut“, “Weil die Leute sonst komisch schauen“…
Das Schöne am “Nein aus Gewohnheit“: Wir können es einfach über Bord werfen, ohne ihm auch nur eine Träne nachzuweinen… Probiert es mal aus! Ich sag’s euch: Es wird euren Kindern und euch ungeahnte Freiheit und Freuden verschaffen, wenn ihr euch in diesen Fällen einfach traut, nicht “Nein” zu sagen…
“Nein” aus mangelndem Zutrauen
Auch dieser Aspekt ist sowohl letzte als auch diese Woche immer wieder angeklungen und mitgeschwungen, trotzdem möchte ich es hier noch einmal ganz explizit ansprechen: Ich habe das sehr bestimmte Gefühl, dass wir in unserer Gesellschaft unseren Kindern gemeinhin zu wenig zutrauen, und dass ihnen das nicht gut tut. Es ist eine besondere Form der Schizophrenie aus mangelndem Zutrauen auf der einen Seite und unrealistischen, überhöhten Erwartungen auf der anderen Seite, mit der unsere Kinder Tag für Tag von Erwachsenenseite konfrontiert sind: Wir trauen unseren Kindern im Kindergartenalter nicht zu, sich in der gemischtaltrigen Kinderbande auch einmal aus unserer Sichtweite zu entfernen und zu spielen, zu forschen, zu entdecken, ohne dass wir regulierend eingreifen – obwohl das evolutionär gesehen absolut altersgerecht wäre. Gleichzeitig verlangen wir bereits von unseren Babys, dass sie alleine in ihrem Zimmer schlafen und sich, wenn sie aufwachen, bitte selbst wieder beruhigen sollen – obwohl das evolutionär gesehen mit gutem Grund in diesem Alter definitiv von nicht vorgesehen ist. Wir halten uns unsere Kinder im Kleinkindalter bei der Arbeit im Haushalt möglichst vom Leib, weil ihre enthusiastischen Bestrebungen mitzumachen uns ausbremsen, uns noch mehr statt weniger Arbeit machen und wir Angst haben, sie könnten sich weh tun oder etwas kaputt machen. – Und dann ärgern wir uns, wenn sie im Schulalter nicht mit anpacken wollen, keine Aufgaben im Haushalt übernehmen und überhaupt finden, das wäre alles nur Erwachsenenkram…
Daher lautet mein Appell schlicht und ergreifend: Traut euren Kindern mehr zu! Nicht zuletzt in Bezug auf ihre Selbsteinschätzung!
Beispiel 1: Wenn ich erzähle, dass meine Kinder bereits mit weniger als zwei Jahren aktiv in der Küche geholfen haben, ernte ich meistens Blicke, in denen sich Überraschung, Ungläubigkeit, Bewunderung und der Vorwurf der Verantwortungslosigkeit ungefähr zu gleichen Teilen spiegeln. Tatsächlich war es aber so, es hat ihnen ungemein Spaß gemacht, sie in ihrer Selbstwirksamkeit ebenso unterstützt wie in ihrer feinmotorischen Entwicklung und hat wohl auch dazu beigetragen, dass es für sie, seit sie denken können, einfach ganz normal ist, dass Kochen ein Gemeinschaftsprojekt ist, bei dem sie gerne ihren Teil beitragen, mit der Zeit immer mehr Aufgaben übernehmen und mittlerweile einfache Gerichte auch mal (fast) ohne mein Zutun zubereiten können…
Wenn unser Kleinkind uns beim Gemüseschnippeln helfen möchte, bekommt es ein Messerchen in die Hand – nicht das große, scharfe Fleischmesser, aber auch nicht das Baby-Pseudomesser ohne Schneide, sondern irgendwas dazwischen, ein kleineres handelsübliches Gemüsemesser zum Beispiel. Dann bekommt es ein Schneidbrett, eine Möglichkeit sicher und hoch genug zu stehen oder zu sitzen (z.B. Hochstuhl oder Lernturm nach M. Montessori) und – wenn es das überhaupt braucht – ein paar erklärende Worte und natürlich aufmerksame Blicke dazu. Außerdem empfiehlt es sich, nicht mit den härtesten Gemüsen wie z.B. Karotten zu beginnen, sondern mit weicheren Sorten wie Gurke oder Zucchini, die von der erwachsenen Person z.B. in Streifen geschnitten werden, welche dann vom Kleinkind in Stückchen zerteilt werden können. Das ist eine absolut altersadäquate Aufgabe, ebenso wie das Rühren in Töpfen und Pfannen und so manche andere einfache Küchentätigkeit.
Beispiel 2: Klettern und Kraxeln. Wenn meine Kinder von mir wissen wollen, ob sie irgendwo hinaufklettern dürfen, sage ich weder ja noch nein. Stattdessen appelliere ich an ihre Selbsteinschätzung: “Was denkst du?” Dann analysieren wir gemeinsam die Situation – wie ist das Ding beschaffen, auf das sie klettern wollen? Und wie der Untergrund? Wie hoch ist es? Wie könnten sie es angehen? Wo sich festhalten und wo hintreten? Dann kommen sie selbst zu einem Ergebnis: Entweder sie wollen klettern oder doch lieber nicht, oder sie bitten mich, sie zu sichern. Dadurch spare ich mir nicht nur Diskussionen, weil wir die Entscheidung ja gemeinsam getroffen haben, sondern ich fördere gleichzeitig ihre Fähigkeit, Situationen und auch die eigenen Fertigkeiten umfassend zu analysieren und realistisch einzuschätzen und vermittle ihnen vor allem, dass ich voll und ganz auf ihre Selbsteinschätzung vertraue. Aber nicht nur in Bezug auf Kletterpartien ist die Gegenfrage “Was denkst du?” so eine wertvolle Alternative zum vorschnellen “Nein”!
“Nein” aus Unverständnis
Eine weitere Nein-Variante, die ich immer wieder beobachte, und die unglaublich frustrierend für Kinder werden kann, ist die Variante “Nein, weil ich nicht verstehe, was das bringen soll“. Eltern, die selbst als Kinder einem sehr restriktiven Regelwerk unterworfen waren, und/oder die in ihrem eigenen Handeln sehr stark zweckgeleitet sind, fällt es oft extrem schwer, die Impulse und Ansinnen ihrer Kinder nachzuvollziehen, wenn diese einfach einer momentanen Laune entspringen, ein Ausdruck spontaner prozessorientierter Kreativität sind, oder keinen unmittelbar erkennbaren Zweck erfüllen. Wenn durch das, was die Kinder tun wollen, dann auch noch – zumindest potentiell – zusätzlicher Aufwand entsteht, ist der Ofen überhaupt ganz schnell aus. Während “Papa, darf ich auf einem Bein um den Tisch hüpfen?” bei so veranlagten Eltern schon mit ziemlich hoher Wahrscheinlichkeit ein “Nein” nach sich ziehen wird, wird es “Mama, darf ich bitte mal deine Bürotasche ausräumen?” garantiert nicht spielen. “Warum denn nicht?” – “Weil ich nicht verstehe, was das bringen soll…”
Während die Sache mit der Bürotasche auch in den Bereich “Nein aus Bequemlichkeit” fällt – Mama will es sich ersparen, ihre Bürotasche wieder einzuräumen und gegebenenfalls ihre Siebensachen vorher erst wieder zusammen suchen zu müssen, lässt sich das Nein zum Um-den-Tisch-Hüpfen ja nicht einmal mit der eigenen Bequemlichkeit argumentieren… Es entspringt schlicht und ergreifend der Logik “Alles, was ich nicht nachvollziehen kann, ist unnötig“. Da stolpern wir also mal wieder über unser Erbe aus Zeiten, als Kindern der individuelle Ausdruck, die subjektive Entfaltung, die freie Entwicklung systematisch verwehrt wurden und es vorrangig darum ging, sie gefügig zu machen.
Wenn ihr euch also auch hin und wieder dabei ertappt, dass ihr einfach aus Unverständnis “Nein” sagt, probiert mal aus, euch stattdessen daran zu erinnern: Jeder kindliche Handlungsimpuls erfüllt einen tieferen Zweck, auch wenn er mir gerade nicht zugänglich ist. Manchmal geht es um Erforschen, Erkunden, Ausprobieren, manchmal um Üben und Trainieren, manchmal um Spiel und Ausdruck. Die Frage, ob die Aktion für MICH einen Sinn ergibt, sollte nicht der Maßstab meiner Entscheidung sein, ob ich sie zulasse oder nicht.
Damit haben wir das Ende meiner kleinen aber feinen (keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit erheben zu wollen sich erdreistenden) Nein-Typologie erreicht. Was meint ihr? Habe ich eine wichtige Kategorie vergessen? Was würdet ihr noch ergänzen? – Und schaut doch nächste Woche wieder vorbei, zum nächsten #Elternmantra rund um das Wörtchen “Nein”!
***Herzlichen Dank für die Illustration an Orsolya Fodor (@tamatea16 auf Instagram)***
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