Nein heißt nein
– und das gilt in alle Richtungen
Teil 1: “Mein Körper gehört mir”
Nein heißt nein - und das gilt in alle Richtungen Teil 1: "Mein Körper gehört mir"
#Elternmantras nenne ich kleine Sätze, Zeilen oder Wörter, die ich mir im Elternalltag immer wieder selbst vorsage, und die mir dabei helfen, mit gewissen Situationen oder Emotionen besser zurecht zu kommen. In dieser Serie möchte ich einige davon mit euch teilen – auf dass sie auch euer Elternleben entlasten und bereichern können.
Heute und nächste Woche möchte ich euch ein #Elternmantra vorstellen, das mir hilft, wenn ich versucht bin, zu leichtfertig mit dem so kleinen und doch so schwerwiegenden Wörtchen “Nein” umzugehen. Heute geht es um Situationen, in denen Eltern dazu neigen, das “Nein” ihrer Kinder nicht so ernst zu nehmen, wie sie sollten – und wie wir unsere Kinder fürs Leben stärken können, wenn wir es wahr und ernst nehmen. Nächste Woche geht es dann um hartes und weiches Nein und Alternativen.
Vor ein paar Jahren, am Höhepunkt der #metoo-Bewegung liest der Vater einer Tochter im Kleinkindalter bestürzt einen kleinen Ausschnitt aus der reichen Flut an Berichten über sexuelle Übergriffe. Ernst und besorgt schaut er seine Frau an, in deren Armen die kleine Tochter schläft: “Wir müssen ihr später in der Pubertät unbedingt gut beibringen ‘Nein’ zu sagen!” Die Frau denkt kurz nach, bevor sie antwortet “Ich denke, wir müssen ihr in der Pubertät gar nichts beibringen, wir dürfen es ihr nur jetzt nicht abtrainieren…”
Wenige Wochen später, derselbe generell rührend um das Wohl seines Töchterchens besorgte Vater. Töchterchen hat eine schwierige Eingewöhnungszeit im Kindergarten und wehrt sich eines Tages mit Händen und Füßen und allem, was sie an Kraft aufbringen kann, dagegen in den Kindergarten zu gehen. Die Mutter: “Das bringt so nichts! Wir lassen sie heute zuhause!” Der Vater: “Das geht doch nicht! So lernt sie doch nur, dass sie ‘Nein’ sagen kann und dann nicht muss!” Die Mutter darauf: “Und ist das nicht eines unserer erklärten Erziehungsziele???” Betretenes Schweigen, “Ja, aber…“
Ja, aber… es ist leicht, seine Kinder darin stärken zu wollen, ‘Nein’ zu anderen zu sagen, um ihre Grenzen zu wahren und zu verteidigen. Aber es wird plötzlich anstrengend, wenn das auch heißt, das ‘Nein’ des eigenen Kindes uns selbst gegenüber genauso zu respektieren, wie wir das von den anderen erwarten und mit den Komplikationen zurechtzukommen, die sich dadurch mitunter im Alltag ergeben…
Ja, aber… es ist gut und richtig, dafür einzutreten, dass Mädchen und Frauen (und natürlich gegebenenfalls auch Buben und Männer) körperliche Übergriffe nicht einfach über sich ergehen lassen. Aber es wird schwer zu erkennen, auf welch vielfältige Weise Erwachsene Kindern gegenüber mit der größten Selbstverständlichkeit übergriffig agieren – und mühsam, das eigene Verhalten entsprechend zu verändern, auch wenn das in der Praxis ein bisschen mehr Energie kostet als die traditionelle Vorgehensweise…
Ja, aber… als Eltern von Babys und Kleinkindern ist es einfach, dieses Problem in die Pubertät zu verschieben. Einfach aber trügerisch, denn die wirksamste Prophylaxe, die unsere Kinder davor schützt, später Opfer solcher Übergriffe zu werden, setzt nicht in der Pubertät an sondern viel, viel früher…
Ja, aber… es ist einfach und erscheint uns ganz selbstverständlich, als Eltern von unseren Kindern einzufordern, dass sie unser “Nein” anstandslos akzeptieren. Aber es ist oft so schwierig und zugleich so dringend notwendig, unseren Kindern denselben Respekt entgegenzubringen, auch ihr “Nein” zu achten und ernst zu nehmen…
“Mein Körper gehört mir!”
Noch so ein Slogan… Es ist schon über zwanzig Jahre her, dass ich diese Anekdote gehört habe, ich noch meilenweit davon entfernt, selbst Mutter zu sein, aber durchaus schon engagierte große Schwester ;). Und so nebensächlich sie vielleicht zu diesem Zeitpunkt erschien, so einprägsam war sie – sonst hätte ich sie mir nicht diese ganze Zeit gemerkt.
Ein Vater erzählte, dass der Kindergärtner seiner Tochter den Kindern diesen so wichtigen Satz beigebracht hatte – “Mein Körper gehört mir!” – und dass ihm, dem Vater nämlich, dieser Satz prompt um die Ohren geflogen war, als er am nächsten Tag die langen Haare seiner Tochter frisieren wollte. In dieser Geschichte spiegelt sich derselbe Zwiespalt wie in der ersten: Ja, super, dass der progressive Kindergärtner das macht! So toll! So wichtig! Aber muss das wirklich sein, dass das Kind diesen Satz dann auspackt, wenn es für mich unbequem wird? Es soll doch nur lernen, zu den ANDEREN “Nein” zu sagen, nicht zu mir! Ich habe doch ohnehin immer nur sein Bestes im Sinn!
Aber genau das ist der Punkt, an dem wir Eltern ansetzen müssen: Die körperliche Integrität unserer Kinder ist unantastbar! Zwei Dinge lernen sie daraus, wie WIR mit ihrem Körper und ihren Grenzen umgehen. Wir haben es hier in der Hand zu entscheiden, was unsere Kinder lernen sollen:
In Bezug auf die Wertigkeit der eigenen Grenzen können sie entweder lernen “Meine Grenzen werden von meinen Eltern überschritten. Mein Nein wird nicht akzeptiert. Es ist also nicht erwünscht und außerdem zwecklos, meine Grenzen schützen zu wollen.” – Sie werden auch später im Leben oft nicht “Nein” sagen, obwohl sie es gerne würden, aus dem Gefühl heraus, dass das eh nichts bringt oder negative Konsequenzen nach sich zieht. Sie werden nicht nur ihre eigenen Grenzen nicht schützen, sie werden sie oft nicht einmal klar wahrnehmen können.
ODER sie können lernen “Meine Grenzen werden von meinen Eltern gewahrt. Mein Nein wird akzeptiert. Ich bin selbstbestimmt und selbstwirksam im Aufzeigen meiner Grenzen.” – Sie werden auch später im Leben ein klares Gefühl dafür haben, was sie wollen und was nicht, was ihnen gut tut und was nicht und das ebenso klar und ohne schlechtes Gewissen ihrer Umwelt kommunizieren – mit entsprechenden Chancen, auch gehört zu werden.
In Bezug auf die Grenzen Anderer können sie entweder lernen “Meine Grenzen werden von meinen Eltern überschritten. Meine Eltern sind meine größten Vorbilder. Es ist also in Ordnung, die Grenzen anderer zu überschreiten, um die eigene Agenda durchzusetzen.” – Sie werden auch später im Leben nicht gut darin sein, die Grenzen anderer zu erkennen und zu wahren. Wie denn auch? Woher sollen sie auch wissen, wie das geht? Das kann sich auf unterschiedliche Weise manifestieren, doch ich bin überzeugt, dass Menschen, die in irgendeiner Weise übergriffiges Verhalten an den Tag legen, am eigenen Leib, an der eigenen Seele erfahren mussten, dass den Grenzen des anderen keine Bedeutung beizumessen ist.
ODER sie können lernen: “Meine Grenzen werden von meinen Eltern gewahrt. Meine Eltern sind meine größten Vorbilder. Ich lerne von ihnen, wie man die Grenzen der anderen erkennt und respektiert und wie man konstruktiv mit unterschiedlichen Grenzen, Bedürfnissen, Vorstellungen oder Interessen umgeht.” – Sie werden ihr Leben lang von dieser wertvollen Vorbildwirkung zehren und es völlig selbstverständlich finden, die Grenzen anderer zu achten.
Ob es also nun unser Fokus ist, dass unsere Kinder später die eigenen Grenzen gut spüren und schützen können, oder dass sie die Grenzen der anderen respektieren, der Weg dorthin ist derselbe, denn es sind nur die zwei Seiten derselben Medaille – und dieser Weg führt unabdingbar über unseren Respekt vor den Grenzen, die unser Kind uns mit seinem “Nein” aufzeigt!
Wenn wir uns das so vor Augen führen, ist die Sache eigentlich klar: Wer will schon, dass das eigene Kind beständig die eigenen Grenzen ebenso missachtet wie die der anderen? Und wer will nicht ein Kind, das sich selbst gut spürt, für die eigenen Interessen einsteht und anderen respektvoll und achtsam begegnet? Aber wie kommen wir ganz konkret dorthin? Was hat das alles mit “Mein Körper gehört mir” zu tun? Und welche Stolpersteine legen sich uns dabei in den Weg?
Von Anfang an
Wenn unsere Kinder auf die Welt kommen, haben sie noch keine Vorstellung von den eigenen Grenzen. Wo höre ich auf, wo beginnt die Mama? Das alles war in der pränatalen Zeit ganz fließend und diffus und muss, wenn sie einmal auf dieser Welt angekommen sind, erst langsam ausdifferenziert werden. Wir unterstützen unsere Babys dabei auf vielfältige Weise, ganz intuitiv und vielleicht auch sehr bewusst. Wir geben ihnen Möglichkeiten, die Grenzen des eigenen Körpers wahrzunehmen, indem wir sie in Tücher packen, massieren, streicheln,… Wir lernen gemeinsam mit ihnen, wie sie ihre Bedürfnisse und Gefühle zeigen, melden ihnen diese beständig zurück und reagieren entsprechend darauf. Wir lernen beispielsweise zu erkennen, wenn unser Kind uns zeigt, dass es Hunger hat und versorgen es mit geeigneter Nahrung, anstatt es zu füttern, wenn die Uhr oder die App sagt, dass es Zeit für die nächste Mahlzeit ist. Wir erkennen, wenn es müde wird und sorgen dafür, dass es zur Ruhe kommen und schlafen kann, anstatt es wach zu halten, weil wir ihm einen willkürlichen Rhythmus aufzwingen wollen. Wir lernen vielleicht sogar zu erkennen, wann es ausscheiden muss und geben ihm die Möglichkeit, auch in diesem Bedürfnis wahrgenommen zu werden. All das unterstützt unser Kind in der Entwicklung einer gesunden, positiven Selbstwahrnehmung.
Wenn dann die Autonomiephase daherkommt, wird es noch einmal ganz anders spannend: Früher war man der Ansicht, in dieser Phase erkennt das Kind seinen eigenen Willen – und den gilt es so früh wie möglich zu brechen, das Pflänzchen des Selbstbestimmungsbestrebens ist im Keim zu ersticken. Das bedeutet natürlich übersetzt, dass es dem Kind ausgetrieben werden soll, die eigenen Grenzen zu wahren, noch bevor es überhaupt richtig gelernt hat, sie wahrzunehmen. Denn dass ein Kind zu irgendjemandem oder irgendetwas “Nein” sagt, wäre ja sowieso unerwünscht bis undenkbar… Wenn es aber unser Ziel ist, eben NICHT zu verhindern, dass unsere Kinder zu Menschen heranwachsen, die ihre eigenen Grenzen und die der anderen erkennen, wahren und gegebenenfalls auch verteidigen, dann müssen wir uns von dem Erbe, das uns in Bezug auf diese besondere Entwicklungsphase teilweise noch tief in den Knochen steckt, ohne dass es uns bewusst ist, ganz frei machen.
Ja, in dieser Phase sind Grenzen ein wichtiges Thema, aber nicht im Sinne von “Jetzt brauchen sie besonders enge Grenzen, jetzt muss man hart durchgreifen, damit sie lernen, wie der Hase läuft”, sondern im Sinne von “Jetzt beginnt ein Lernprozess, in dem es darum geht, die eigenen Grenzen, Bedürfnisse und Interessen – ebenso wie die der anderen – bewusst wahrzunehmen und damit umzugehen, besonders wenn sie sich nicht miteinander decken.”
Was unsere Kinder also in dieser Phase bitter nötig brauchen: Erwachsene, die sie ernst nehmen und bestärken, wenn sie ihre Grenzen aufzeigen, auch wenn das vielleicht unbequem ist oder sich Widerspruch regt, der in den eigenen Prägungen begründet ist. Erwachsene, die ihre eigenen Grenzen gut im Blick haben und mit Differenzen konstruktiv umgehen, von denen sie sich abschauen können, wie das geht. Erwachsene, die ihnen keine willkürlichen Grenzen setzen, die sie dann mit Autorität durchsetzen, sondern die ihnen notwendige und sinnvolle Grenzen verständlich erklären können. Stabile Erwachsene, auf deren Ansagen man sich verlassen kann (mehr dazu nächste Woche).
Stolperstein 1: Warum verhält sich mein Kind trotz allem nicht so, wie ich mir das vorstelle?
Ich habe es gerade schon einfließen lassen: Es ist ein Lernprozess! (Das ist übrigens auch ein #Elternmantra, zu dem es vielleicht mal einen eigenen Artikel geben wird ;)) Ein Lernprozess, der in der Autonomiephase beginnt und eigentlich nie so wirklich aufhört. Häufig sind Eltern zutiefst bestürzt und/oder verunsichert, wenn ihre Kinder im Kindergartenalter Verhaltensweisen an den Tag legen, die nicht besonders sozial verträglich sind: Sie hauen oder schubsen andere Kinder, ja manchmal hauen oder schubsen sie auch Erwachsene, was ja logisch betrachtet eigentlich die bessere Variante ist, als auf Kleinere, Schwächere loszugehen, aber uns auf einer anderen Ebene triggert (die Respektlosigkeit!!!111!1). Sie hören nicht auf, wenn jemand “Nein” sagt, sondern machen weiter. All solches Zeug…
Da kann es einem als Eltern schon mal einfallen, die eigenen Erziehungsmethoden zu hinterfragen oder zu glauben sich rechtfertigen zu müssen: “Ich weiß nicht, woher er das hat! Ich schwöre, wir schlagen ihn zuhause nicht!”, “Ich dachte, sie lernen am Vorbild – jetzt bemühe ich mich so sehr, ihre Grenzen zu wahren und ihr “Nein” nicht zu übergehen, aber wenn ich sage ‘Hör auf, das tut mir weh!’, macht sie trotzdem einfach weiter! Vielleicht braucht es doch mehr elterliche Strenge. Vielleicht muss ich sie doch fester anpacken, damit sie mal merkt, dass es so nicht geht. Immerhin hab ich’s doch auch so gelernt…”
Wenn euch solche Gedankengänge bekannt vorkommen (ganz ehrlich, ich kenn sie auch…), möchte ich euch einladen, euch in Erinnerung zu rufen, dass ihr nicht versagt habt, dass ihr nicht am Holzweg seid, nur weil eure Kinder mit vier Jahren noch nicht die umsichtigen, achtsamen, respektvollen, erleuchteten Wesen sind, die sie – mit der wundervollen Grundausrüstung, mit der ihr sie ausstattet – nach vielen Jahren Lebenserfahrung irgendwann zu werden das Potential haben… Es ist wie bei einer Bergwanderung: Wenn ihr Am Fuß des Berges hoffnungsvoll euren Rucksack packt und eure Schuhe schnürt, verzweifelt ihr ja auch nicht nach den ersten paar hundert Metern, weil ihr noch nicht am Gipfel seid. Ja, manchmal werdet ihr unterwegs das Gipfelkreuz aus dem Blickfeld verlieren. Manchmal wird euer Weg steile Abschnitte in ausladenden Windungen und Serpentinen überwinden und manchmal wird es zwischenzeitlich auch mal bergab gehen. Trotzdem wird es der richtige Weg sein, der euch zum Ziel führt. Und wenn ihr die Grenzen, die “Nein”s eurer Kinder respektiert und einen gesunden Umgang mit den eigenen Grenzen pflegt, dann seid ihr immer auf dem richtigen Weg!
Stolperstein 2: Wo liegt es in der elterlichen Verantwortung, das Recht auf kindliche Selbstbestimmtheit zu beschneiden?
Das ist wieder so ein “Ja, aber”: Klingt ja alles total schön und gut, aber ich kann halt das”Nein” meines Kindes nicht IMMER respektieren! Wo kämen wir denn da hin? Stell dir vor, es rennt auf die Straße zu, ich schrei “Bleib stehen!”, es sagt “Nein!”, ich so “okay”, und schon ist der Unfall passiert… Oder beim Zähne Putzen: “Komm, wir gehen Zähne putzen!” – “Nein!” – “Okay, dann nicht” – und das jeden Tag. Zack, kaputte Zähne. Oder beim Essen: “Bitte iss auch etwas Gemüse!” – “Nein, ich mag nur Gummibärchen!” – “Okay” – jeden Tag – zack, fettes Kind mit Mangelerscheinungen… So geht das doch nicht! Manche Dinge können wir doch nicht in der Eigenverantwortung unserer Kinder lassen!
Ja und nein. Ja, wir können uns nicht mit dem Verweis auf das kindliche Recht zur Selbstbestimmtheit aus unserer elterlichen Verantwortung zurückziehen. Aber Nein, das heißt nicht, dass wir deshalb die Grenzen unserer Kinder routinemäßig negieren und überschreiten müssen. Beispiele gefällig?
Kind rennt auf die Straße zu: Das ist die einzige der oben aufgezählten Situationen, in der es aus meiner Sicht gerechtfertigt sein kann, auch gegen den Willen des Kindes einzugreifen, um es vor einem Unfall zu bewahren. Ich schreibe “gerechtfertigt sein kann”, weil Eltern eher dazu neigen übervorsichtig zu sein und die Fähigkeit ihrer Kinder, die Situation einzuschätzen, zu unterschätzen.
Kind sagt “Nein” zum Zähne putzen: Zum Thema Zähneputzen verweise ich gerne auf meine Zahnputz-Serie “Zahnputzzeit ohne Streit” ;). Worum es mir hier geht: Ich kann das “Nein” meines Kindes in der Situation akzeptieren, ohne mich deshalb gleich komplett aus der Verantwortung zu stehlen. Wenn ich im Badezimmer stehe, Zahnbürste in der Hand, mein Kind dreht den Kopf weg und sagt “Nein”, ist meine erste Reaktion, dass ich sage “Nein heißt nein” und die Zahnbürste weglege. Damit ist die Grenze gewahrt und ich kann mit meinem Kind in einen konstruktiven, unaufgeregten Dialog treten, in dem wir klären, wie wir das heute mit dem Zähneputzen so machen können, dass es für beide Seiten okay ist.
Kind sagt “Nein” zum Gemüse: Die meisten Kinder haben von Anfang an ein sehr gutes Gefühl dafür, was und wie viel sie brauchen, um gut genährt zu sein. Deshalb können wir uns beim Stillen und bei der Beikosteinführung auch so gut auf sie verlassen. Kompliziert wird es, wenn Nahrungsmittel ins Spiel kommen, die im inneren Bauplan unserer Kinder so nicht vorkommen, also kalorienreiche Süßigkeiten oder Junk Food. Dann kann es sein, dass der innere Ernährungskompass unserer Kinder durcheinander gerät und sie nur noch dieses Zeug essen wollen. Hier liegt es in unserer elterlichen Verantwortung, dafür zu sorgen, dass immer ausreichend “sinnvolle” Lebensmittel in unserem Haushalt verfügbar sind und kein Überangebot an ungesunden Nahrungsmitteln. Wenn unsere Kinder dann sagen, sie wollen Gummibärchen statt Brokkoli, haben sie Pech gehabt, weil es keine Gummibärchen gibt. Wenn sie allerdings spüren, dass sie im Moment Kalorien und Kohlehydrate dringender brauchen als Vitamine, weil zum Beispiel der nächste Wachstumsschub naht, spricht auch nichts dagegen, dass sie mal ein Vollkornbrot mit Honig statt der Brokkoli essen…
Das war ein weiter Bogen von #metoo zu Brokkoli und Honigbrot… Ich hoffe, ich konnte halbwegs verständlich ausdrücken, wie das alles miteinander zusammenhängt und wie wichtig all die scheinbar banalen Alltagssituationen sind, wenn es darum geht, unser Kind mit jenem Selbstgefühl auszustatten, das es ihm auch später ermöglichen wird, sich in der Welt zu behaupten. Wenn also euer Kind das nächste Mal “Nein” sagt, ihr antwortet “Nein heißt nein – und das gilt in alle Richtungen!” und dann leise seufzen müsst, weil es jetzt für den Moment scheinbar komplizierter und aufwändiger wird, führt euch auch vor Augen, wie wertvoll diese Erfahrung für euer Kind und die Entwicklung seiner Persönlichkeit ist!
Und schaut doch nächste Woche wieder vorbei, dann widmen wir uns einem anderen Aspekt des #Elternmantras “Nein heißt nein – und das gilt in alle Richtungen”…
***Herzlichen Dank für die Illustration an Orsolya Fodor (@tamatea16 auf Instagram)***
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